LOTHRINGER 13
Projekt: Ausstellung Jahr: 2022, Architektur: Opposite Office Team: Benedikt Hartl, Vincent Kern, Leon Wipfler Ort : Lothringer 13, München
"In der Galerie Lothringer 13 präsentieren sich die Künstler, Designer und Büros, die in diesem Jahr für die Förderpreise der Landeshauptstadt München nominiert sind. Es sei ein privates, kein politisches Projekt. Mit solchen Sätzen wurde Nord Stream 2 jahrelang entschuldigt. Nun wünschten sich viele, das Milliarden schwere Projekt würde sich einfach in Luft auflösen. Und auch Nord Stream 1, das täglich Millionen Euro in Russlands Kriegskassen spült, wird immer mehr zum Streitfall. Die Lösung? Natürlich "Nord Stream 3", wie es Benedikt Hartl und seine Kollegen vom aktivistischen Architekturbüro Opposite Office aus München vorschlagen. Sind die verrückt? Nun, genau genommen sind sie Utopisten. Denn was Hartl & Co unter diesem Projekttitel vorschlagen, ist, aus Bestandteilen von Nord Stream 2 eine internationale Herberge und Begegnungsstätte zu machen. Das heißt: Aus den Rohren sollen 194 Schlafkojen werden, in denen sich per Zufallsgenerator jeden Monat je ein Mensch pro Land einquartieren darf. Gemeinsam bilden sie dann "eine Vollversammlung der kleinen Leute, der Bürgerinnen und Bürger dieser Welt."
Mit dieser dann doch etwas verrückt klingenden Idee haben es Benedikt Hartl und Opposite Office in namhafte Magazine und Zeitungen geschafft. Und nun ist das Projekt in Form von an kleinen Rohren befestigten Bildern und Modellen in der städtischen Galerie Lothringer 13 in München zu sehen. Der Grund: Dort dürfen sich aktuell und noch bis zum 15. Mai die mehr als 30 Künstler, Designer und Büros präsentieren, die in diesem Jahr für die Förderpreise der Landeshauptstadt München 2022 nominiert sind (die Preisverleihung ist für den 5. Mai geplant). Benedikt Hartl gehört zu den Nominierten im Bereich Architektur, weitere Sparten sind Bildende Kunst, Design, Fotografie und Schmuck. Politisch und utopisch geht es dabei nicht immer zu. Jedoch hat man schon irgendwie den Eindruck, dass die Ethik die Ästhetik in vielen Fällen überlagert. Was aber nicht heißt, dass einem die Botschaft immer direkt ins Gesicht springt.",
Text von Jürgen Moises, Auszug aus Süddeutsche Zeitung, 21.3.2022
(c) Fotos Alscha Birkenholz & Opposite Office
Auszug Leserkommentare spiegel.de